Das duale Studium wird oft mit der engen Verzahnung von Theorie und Praxis beworben. Die Werkzeuge und das Wissen, welches man während der Theoriephase lernt, sollen im besten Fall allesamt in der Praxisphase angewandt werden können.
Ob sich das bewahrheitet, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Wissen aus der Theorie in der Praxisphase anwenden?
Für das duale Studium bewerben sich oft diejenigen, die keine Lust auf die trockene Theorie der Universität haben und ihr Wissen sofort anwenden möchten. Der Aspekt des Geldverdienens ist vielleicht nur ein kleiner, unwesentlicher Punkt 😉
Spaß beseite, viele die ich kenne wollten wirklich arbeiten und das Wissen anwenden, mich eingeschlossen. Ich hatte nach 13 Jahren Schule wenig Lust, mir wieder nur Wissen und Stoff anzueignen, ohne diesen anzuwenden. Da erschien mir ein duales Studium praktisch, um das zu umgehen.
Jetzt nach einem Jahr im dualen Studium, kann ich einschätzen, wieviel theoretisches Wissen man als dualer Student wirklich in der Praxis anwenden kann. Und ich muss sagen, ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich habe bis jetzt kein Wissen aus der Theoriephase in irgendeiner Weise in der Praxisphase angewendet.
Gründe für das Nicht-Anwenden
Das kann daran liegen, dass meine Themen in den Praxisphasen nicht sehr Wirtschaftsinformatik-typisch waren, und ich so das Wissen aus der Wirtschaftsinformatik nicht anwenden konnte. Es kann auch daran liegen, dass ich die Möglichkeiten, wo ich theoretisches Wissen hätte anwenden können, nicht erkannt habe.
Eine weitere „Entschuldigung“ für das nicht angewendete Wissen habe ich noch: Ich arbeite in einer Firma, welche selber Software herstellt. Wirtschaftsinformatik ist eher darauf ausgerichtet, dass Software erstellt wird, welche eine Firma bei ihrer Arbeit unterstützt. Zum Beispiel Software, um Dokumente zentral zu verwalten oder für das Wissensmanagement.
Wenn man jetzt in einer Firma ist, die solche Software nicht herstellt, kann man das Wissen, welches man darüber gelernt hat, natürlich auch nicht anwenden. Von anderen Studenten habe ich erfahren, dass diese in ihren Firmen das Wissen aus der Theoriephase teilweise angewendet haben, das war aber eher die Ausnahme.
Fazit
Ich denke, die Anwendung des theoretischen Wissens in der Praxisphase ist abhängig vom Ausbildungsbetrieb und welche Aufgaben man in den Praxisphasen hat. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die „enge Verzahnung von Theorie und Praxis“ ein Wunschdenken ist und bleibt. Dazu sind erstens die Ausbildungsbetriebe zu unterschiedlich, dass man alle Anforderungen und Wünsche an einen Studiengang unter einen Hut bekommen kann. Zweitens sind die Aufgaben selber so vielfältig, egal in welcher Firma, dass man selten in die Verlegenheit kommt, Wissen aus der Theoriephase anwenden zu müssen.
Es ist möglich, dass umso länger man studiert, die Vertiefung in den einzelnen Bereichen fortschreitet und dann die Möglichkeit entsteht, Wissen zu transferieren. Ich werde berichten, wenn es soweit ist 😉
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