Ich schmunzel immer wieder über meine Freunde, die an der Universität studieren und sich ständig beklagen. Über zu wenig Semesterferien, zu wenig Freizeit und zu viele Vorlesungen. Ich stimme ihnen erstmal zu und fange dann an, ganz beiläufig über mein duales Studium zu reden.
Wenn ich fertig bin, schätzen sich die meisten glücklich, kein duales Studium begonnen zu haben. Aber ich wollte euch nicht beunruhigen, nur ein bisschen über den Workload meines Studiums erzählen 😉
Arbeitszeiten
Während der Praxisphase hat man, wie jeder andere Arbeitnehmer, einen 8-Stunden-Tag, zuzüglich Mittagspause und Fahrzeit. Summiert sich bei mir auf insgesamt 11,5h. Ich stehe also morgens um 6 Uhr auf und bin um 18.30 zuhause.
Während der Theoriephase ist das ganze etwas entspannter. Im Schnitt verbringe ich 7 Stunden in der Dualen Hochschule, mit Fahrzeit sind es 7,5 h. Wenn ich um 7.30 aufstehe, bin ich gegen 16.15 wieder zuhause. Und ja, das sind mehr wie 7,5 Stunden, ich habe morgens gerne immer ein bisschen mehr Zeit 😉
But wait, there’s more!
Wenn es beim Arbeiten und in der Hochschule sitzen bleiben würde, wäre das duale Studium kein duales Studium und hätte seinen Ruf nicht verdient 😉
Es gibt, wie in jedem Studium, Klausuren, welche am Ende vom Semester geschrieben werden. Wir duale Studenten haben jedoch keine vorlesungsfreie Zeit, um uns auf die Klausuren vorzubereiten. Meistens haben wir 10 Wochen Vorlesung und direkt danach 2 Wochen Klausurphase.
Manche Klausuren aus dem 1. Semester werden erst am Ende vom 2. Semester geschrieben, das ganze Wissen muss also über die Praxisphase hinweg „konserviert“ werden. Um das zu schaffen, ist es notwendig abends nach der Arbeit sich noch eine halbe Stunde bis Stunde hinzusetzen und den Stoff zu wiederholen.
Projektarbeit
Am Ende vom 2. Semester sind endlich alle Klausuren vorbei und man muss nicht mehr lernen und kann sich nach der getaner Arbeit erholen. Denkste. Jetzt muss aber eine Projektarbeit geschrieben werden, über eine wissenschaftliche Problemstellung, welche man auf der Arbeit bearbeitet. Da man bekanntlicherweise auf der Arbeit arbeitet, wird die Projektarbeit zum Großteil zuhause nach der Arbeit geschrieben.
Hoher Workload
Wie ihr seht, es gibt immer etwas zu tun. Und gerade dieser Punkt ist das anstrengende am dualen Studium. Arbeiten und in der Dualen Hochschule sitzen ist sehr interessant und macht (mir) Spaß. Auch der 3-monatige Wechsel zwischen Arbeit und Universität gefällt mir, dann gibts wenigstens immer Abwechslung 😉
Es ist aber sehr anstrengend, dass man ständig unter Strom steht und immer was zu erledigen hat. Übertrieben gesagt, hat man keine ruhige Minute, man lernt entweder für Klausuren oder schreibt an einer Projektarbeit. Dann gilt es auch noch Präsentationen vorzubereiten, den Haushalt zu schmeißen, Freunde zu treffen und sich auch ein bisschen Zeit für einen selber zu nehmen. Wobei diese Sachen alle Abends und am Wochenende erledigt werden müssen.
Der Lohn dafür ist aber ein (an)ständiges Gehalt und ein Bachelor-Abschluss, welcher bei Personalern sehr gern gesehen ist.
Björn Blank meint
Schön geschrieben! Wenn man allerdings einen unfähigen/uneinsichtigen Betrieb erwischt, kann es sogar passieren, das massig Urlaub verfliegt und im Monat aufgrund schlechter Planung 180 Stunden Arbeit geleistet werden (Erlebe ich leider so!). Dazu dann noch Theorie und Praxisberichte, Hausarbeiten, Klausuren und die besagten Projekte.
Die normalen Studenten wissen gar nicht zu schätzen, was sie für eine Luxusausbildung genießen.
martin meint
Das hört sich echt nicht gut an! Bezüglich Urlaub: Gesetzlich musst du im Jahr 20 Tage frei nehmen und davon 10 Tage am Stück. Falls das in einem Betrieb nicht klappt, kann/sollte man deswegen denen mal auf die Finger klopfen.
Normale Studenten haben halt oftmals mehr Wissen und Stoff in den Vorlesungen. Aber bei uns dualen Studenten ist einfach der allgemeine Stresslevel höher, weil immer irgendwas zu erledigen ist.
Marleen meint
Danke für deinen aufschlussreichen Text- schön in Worte gefasst 🙂
Ich habe dennoch eine Frage. Werden in der Theoriephase die „Theorie“- Stunden notiert für den Betrieb oder die eigentliche Arbeitszeit, wenn man nach der Uni jetzt nicht mehr in den Betrieb geht, um zu arbeiten? Entschuldige diese verwirrende Satzstellung. Weißt du wie ich das meine ?
Liebe Grüße 🙂
martin meint
Hallo Marleen,
entschuldigung für die späte Antwort.
ich kann mir ungefähr herleiten, was du meinst. Bezieht sich deine Frage darauf, ob die Stunden, die du in der Theoriephase mit Uni usw. verbringst, für den Betrieb notiert werden? Wenn ja, ist das dem nicht so. Selbst wenn du in der Theoriephase mehr als 40 Stunden für die Uni Sachen machst, wird das nicht notiert.